19
Nov
2008

Oh, please blog me baby!

Digtal-phenomenons-Im digitalen Dickicht unserer Tage, im Unterholz der blogrolls, weblinks, und sitemaps, der externalisierten Repräsentanz unserer rekursiven Reflexivität, im Strudel der Flut von Text, Daten, Information der unablässig durch ungezählte flinke Hände und Münder, durch die gesammelte Geistigkeit der Menschen als unaufhörlicher Datenstrom sich in den digitalen Gral, den virtuellen Kelch der Wissensgesellschaft ergießt. Unbändig, immer weiter anschwellend, flutet diese reißende digitale Gischt in den virtuellen Raum ohne diesen Becher der Weisheit jemals bis zum Rande füllen zu können. Doch welchen Nektar trinken wir aus ihm, wenn wir aus seiner Quelle schöpfen und den Durst unseres Geistes mit dem digitalen Wasser des Wissens löschen?

Die einen beklagen, dass nur tiefster Trübsal und Schund, pornographischer Pixel und virtuelle Widerwärtigkeiten, garniert mit der blässlichen digitalen Dümmlichkeit fiebrigen Nicht-Wissens verlorener Geister, aus diesem Brunnen geschöpft wird. Für jene spiegeln wir uns in unserer niedersten Triebhaftigkeit und der verlogenen Instrumentalisierung unserer Mitmenschen im Spiegel dieses virtuellen Wissensbeckens. Fratzen 2.0 des e-, i- oder einfach @capitalism. „Please! Google MySpace and Facebook because YouTube MyBlog like a Podcast. So RSS it and Xing out.” Oder so ähnlich;). Gehaltloses Phrasendreschen 9.0 mit fortwährendem Schamlos & Schund update online in highspeed (Un)realtime im anonymisierten Nirgendwo-virtual space des „wwwas-bitte 2bis x“.

Das Ergebnis der gesichts- und geschichtslosen, immer währenden Blasen inhaltsleerer und substanzloser Selbstberauschung sind sozial divergente, borderline Unpersönlichkeiten, die mit emoticons anstelle von Emotionen und mit taktiler Auge-Hand Koordination anstelle von Einfühlungsvermögen und Sensibilität die virtuellen Gewaltmessen der Konsumphantasien im finalen Amokkick in real life als mobile Horrortripversion zelebrieren. Aber der Rest bekommt das, zugedröhnt mit Klingeltönen, hardcore sex und video-on-demand, ja eh’ schon kaum mehr mit. So prostituieren sich alle Alterstufen und entblößen sich in jeder Form vor den Augen aller, geben ihre intimsten Wünsche und Geheimnisse, ihre Persönlichkeit und ihr Leben zur Wiederverwertung in der online community Preis.

Andere wiederum scheinen auf einem ganz anderen Planetensystem zu leben, denn sie schwärmen in den höchsten, den fantastischsten Tönen von wundersamen Visionen künftiger, sozio-technologischer Wunderdinge, und es erscheint bei Zeiten so, als wäre die Vorstellungskraft dieser Phantasten mit ihnen durchgegangen. So ist es nicht an mir zu entscheiden, ob am Ende die Menschheit in ihr Verderben läuft oder letztendlich finale Erkenntnis gewinnt.

Ich glaube jedoch aus vielerlei guten Gründen, mit denen ich euch liebe Leser an andere Stelle vielleicht einmal zu einer anderen Zeit behellige, das wir uns erst in langsamer Art und Weise und nur mit größerer Verzögerung als Gemeinschaft der sich um, in und mit uns vollziehenden Transformationen gewahr werden, die der Einbruch des Digitalen in unser Dasein bewirkt. Und keiner kann sagen wo diese Reise die wir als Gesellschaft so plötzlich und unvermittelt angetreten sind uns noch führen wird.

In der Tat betreten wir virtuelles „unentdecktes“ Land dessen Gestalt und Form wir bis in seine Struktur zugleich selbst schaffen, über dessen Zweck, Nutzen und Inhalt wir uns aber zunächst auch erst, Kindern gleich, langsam nähern und dann in fortwährender Erprobung und Selbstvergewisserung er- oder herausfinden. Die Wirkungen vieler unserer „Experimente“ werden vielleicht erst viele Generationen später sichtbar. Wer hätte in seiner Zeit erwartet das Gutenbergs Erfindung für so abscheuliche Pamphlete wie „Mein Kampf“ missbraucht wird, obwohl dies im historischen Rückblick mit Hinblick auf den latenten Antisemitismus in Europa zur Zeit des Mittelalters, der Neuzeit und schließlich der Moderne des 19. und 20. Jahrhunderts, sicherlich auch eine logische Folge des Gebrauchs der neuen Technologie gewesen ist. In dem Sinne, dass niemand gehindert werden kann mit einem Hammer einen Nagel in eine Wand einzuschlagen, oder eben des Nachbars Schädel. Dies ist eben keine technische oder technologische Frage.

Sicher ist das die Veränderungen grundlegender Natur, anhaltend und tiefgreifend sind, ihr Ausgang und ihre zukünftige Entwicklung sozusagen Ergebnis offen, und die Auseinander-setzungen um geistiges Eigentum, digitale Rechte, @Politik, Überwachung und Sicherheit nur die Ersten einer Reihe von kontroversen Auseinandersetzungen um die Gestaltung des „neuen“ Landes unseres gemeinsamen Geistesbildes sind. Und wie alle Technologien zu vor die unsere Fähigkeit zur Wahrnehmung und Verständigung und unsere Kreativität zur größeren Entfaltung verholfen haben, ist es auch jetzt wieder nur an uns, aus den Möglichkeiten durch die Realisierung unserer Vorstellungen etwas von Wert für uns alle zu schaffen, oder in einem digitalen Albtraum zu Grunde zu gehen.

Das sich sozialen Regelungen, Übereinkünfte und Formen der gesellschaftlichen Kommunikation mit den Transformationen unserer technisch-kulturellen Zivilisation ändern, ja ihr Ergebnis oder die Determinanten dieser Veränderungen sind, ist in jeder Generation erneut ein irritierendes Phänomen, wie die Entstehung der Popkultur in all ihren Facetten anschaulich belegt. So mag die überbordende Selbstdarstellung und narzisitsche Inszenierung einen Einblick in die verwundetsten Regionen des menschlichen Geistes gewähren, ebenso wie alle Bilder und Zeichen die wir wie rasend in unserem gemeinsamen Netz verknüpfen.

Doch nur das Mittun, das uns selbst darstellen und so in der Ortlosigkeit des Virtuellen, des Formlosen, einen Ort zu schaffen der uns (was auch sonst?) wiederspiegelt und uns einander näher bringt, ohne uns einander aufzuzwingen, uns erhöht statt zu erniedrigen, uns freier und uns unseres Selbst bewusster macht, statt uns unter totale Kontrolle und in digitale Sklaverei zu zwingen, nur unsere Kreativität, unser Einsatz von Witz und Geist ermöglichen es uns unsere digitale Kultur selbstverantwortlich zu gestalten, statt uns von den neuen Erbauern virtueller Pyramiden beherrschen zu lassen.

In diesem Sinne „Viva la Libertad!“ und allen alles Gute.
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